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Eine Vorliebe für das Schöne, Wertvolle und Exotische? Eine stilvolle englische Tapisserie des 17. Jahrhunderts verlässt das Lager der Fondation Toms Pauli, um ein Jahr lang im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne ausgestellt zu werden.

Zum ersten Mal wird eine alte Tapisserie der Sammlung Toms ein Jahr lang in den Rundgang durch die Dauerausstellung des MCBA in Lausanne einbezogen. Das im ausgehenden 17. Jahrhundert nach einer Tapisseriefolge im sogenannten japanischen oder indischen Stil angefertigte Exemplar ist von Lackarbeiten angeregt, welche die Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert importierte. Die Bildwirkerei mit dem Titel The Concert zeichnet sich durch ihre kompositorischen Qualitäten wie durch die Feinheit ihrer Ausführung aus.

Die Komposition (278 x 530 cm), die ein in den Jahren 1690–1700 in der englischen Manufaktur von John Vanderbank angefertigtes Exemplar reproduziert, zeigt eine elegante Abfolge kleiner narrativer Szenen, in denen Personen, Pflanzen, Vögel und Architekturen in realistischen Details von der Welt des Orients und deren Pracht zeugen. In gleicher Weise zeigt die reich verzierte Bordüre eine üppige Palette exotischer Motive.

Diese grosse Tapisserie mit tabakbraunem Grund, die zuletzt 2010 im Musée des Tissus in Lyon zu sehen war, gleicht anderen Werken der Manufakturen Vanderbank, Chabaneix und Mazarind, die sich in den prestigeträchtigen Sammlungen des Victoria and Albert Museum in London, des Metropolitan Museum in New York oder der Alfred Beit Foundation in Russborough befinden.

Die Fondation Toms Pauli erwirbt eine Brüsseler Tapisserie des 17. Jahrhunderts, die Le Triomphe de Titus et Vespasien darstellt.

Die Tapisserie Le Triomphe de Titus et Vespasien, die 1660–1675 von der Brüsseler Manufaktur von Guillaume van Leefdael nach einem Karton von Charles Poerson angefertigt wurde, konnte vor kurzem von der Fondation erworben werden. Sie gehört zu einer Folge von acht Sujets, die der Geschichte der Kaiser Vespasian (69-79) und Titus (79-81) während des ersten jüdisch-römischen Krieges gewidmet sind.

Dieses seltene, schöne Stück (375 x 588 cm )ergänzt vier weitere von der Fondation bewahrte Episoden der Tapisseriefolge Histoire de Titus et Vespasien: Joseph mené prisonnier devant Vespasien et Titus, L’Assaut d’une ville, Deux femmes implorent Titus und Vespasien et Titus acclamés. Diese Tapisserien wurden 2004 im MCBA anlässlich der Ausstellung Tapisseries flamandes de la collection Toms und 2013 im Musée Rath in Genf im Rahmen der Ausstellung Héros antiques gezeigt.

Zu den angesehenen Institutionen, welche Exemplare dieser Folge besitzen, gehören die Eremitage in St. Petersburg (vier Sujets, darunter Le Triomphe), der Louvre, der Prado, das Art Institute in Chicago und das Patrimonio Nacional in Madrid.

Mit nunmehr fünf Exemplaren, von denen das zuletzt erworbene zusammen mit jenem der Eremitage als eines der vollständigsten und breitesten Stücke der Episode des Triomphe angesehen werden kann, nehmen die Fondation Toms Pauli und der Staat Waadt weiterhin einen massgeblichen Platz in der Welt der Tapisserie ein.

Ein Werk von Verena Brunner gelangt in die Sammlung 20. Jahrhundert.

Die Geschichte der Neuen Tapisserie und der Textilkunst umfasst eine Reihe von Schweizer Kunstschaffenden, deren Werke an der Biennale von Lausanne und auf Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt wurden und zur entscheidenden Entwicklung des Mediums zwischen 1960 und 1990 beitrugen.

Unter den Kunstschaffenden, die im Inventar unserer Sammlung 20. Jahrhundert vertreten sind, fehlte bisher der Name von Verena Brunner. Die bedeutende Schweizer Künstlerin leitete mehr als zwölf Jahre lang die Textilabteilung der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern (1988-2000). Zuvor hatte sie eine Zeitlang an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Poznań in der Klasse von Magdalena Abakanowicz studiert. Dank ihrer Grosszügigkeit ist die Lücke in unserer Sammlung nun geschlossen!

Sich seinem andern Gesicht überlassen, ein grossformatiges Werk (280 x 540 cm) zwischen Abstraktion und Figuration, gehört nun zu den Stücken der Sammlung 20. Jahrhundert unserer Fondation. Verwandt mit Nuovo mondo, das 1987 an der 13. Biennale in Lausanne ausgestellt wurde und heute in der Kunstsammlung des Bundes bewahrt wird, entspricht diese Kreation der Absicht Verena Brunners, ihre Entwürfe in der Art von poetischen und traumhaften Gedankenwegen zu konzipieren. Zunächst in einer Zeichnung festgehalten, wurde die Komposition in eine luftige Wirkerei aus schillernden Fäden umgesetzt.

Das Werk, welches das Gedicht Rudern zwei (Brief mit blauem Siegel) von Reiner Kunze frei interpretiert, unterscheidet sich in Form, Struktur und Narrativ deutlich von der klassischen Tradition der Tapisserie.

Le Concert, tapisserie anglaise, 1690-1699 (détail)
Le Triomphe de Titus et Vespasien, tapisserie flamande, 1660-1675 (détail)
Verena Brunner, Sich seinem andern Gesicht überlassen, 1981 (détail)
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